![[personal profile]](https://www.dreamwidth.org/img/silk/identity/user.png)

Paperback, 420 Seiten
2010, Hodder
Gelesen: 17.02.12 - 22.02.2012
Der Titel ist Programm, denn das Buch erzählt die Lebensgeschichte der Caterina von Medici, die zu Beginn des 16. Jahrhundert in die französische Königsfamilie einheiratete und im Laufe ihres Lebens eine große Rolle in der französischen Politik spielte. Um Caterina ranken sich viele Mythen, u.a. soll sie sich diverser Gegner durch Gift entledigt haben, daher war es interessant zu lesen wie der Autor damit umgeht. Das Buch ist aus der Sicht der Caterina geschrieben, und zwar in Ich-Perspektive, was meiner Meinung nach keine gute Wahl war, da nur wenige Autoren diese erfolgreich schreiben können, und Gortner meiner Meinung nach nicht dazu gehört. So überlebte Caterina einige Familienmitglieder und Freunde, zu denen sie theoretisch eine emotionale Bindung hatte, jedoch empfand ich als Leser zu allen Charakteren eine gewisse Distanz, was bei der Ich-Perspektive eigentlich nicht der Fall sein darf. Möglicherweise lag dies aber auch daran, dass die Erzählung stark beschreibend ist. Und damit meine ich, dass Caterina uns z.B. über kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Katholiken und Hugenotten in Kenntnis setzt, aber dies nur sehr oberflächlich, da sie nie dabei ist. Dadurch verwandelte sich das Buch stellenweise vielmehr in ein Geschichtsbuch, obwohl es eigentlich ein historischer Roman sein sollte. Auffällig war ebenso, dass es oft für keine Dialoge gab, und wenn doch, dann waren diese insgesamt meist recht kurz gehalten.
Das Problem des Romans liegt auf der Hand: Caterinas Leben war äußerst ereignisreich und kompliziert. Es daher auf knapp 400 Seiten zu komprimieren und gleichzeitig eine spannende, originelle Geschichte erzählen zu wollen, ist unmöglich. Der Autor gibt im Nachwort auch zu, dass er einige Dinge ausgelassen hat, um die Geschichte zu vereinfachen. Durchaus verständlich und auch nicht so schlimm, denn auch wenn das Buch größere historische Genauigkeit vorzuweisen gehabt hätte, wäre der Erzählstil immer noch minderwertig gewesen. Trotzdem hätte ich mir zu manchen Dingen auch eine Erklärung gewünscht. So habe ich mich gefragt, warum Heinrich IV. gegenüber dem Neffen des Königs in der Erbfolge den Vorrang hat. Der Grund dafür liegt im salischen Erbrecht, wonach nicht nur Frauen, sondern auch deren Nachkommen von der Erbfolge ausgeschlossen sind. Da die Erbfolge immerhin eine wichtige Rolle in dem Buch spielt, hätte ich mir diesbezüglich gerne eine Anmerkung gewünscht, da schließlich auch Laien historische Romane lesen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich Caterinas angebliche Gabe, welche sich in einer handvoll Visionen äußert. Der Autor meint im Nachwort, dass diese schriftlich belegt seien. Ich will ihm das mal glauben. Mein Problem lag vielmehr darin, dass der Autor bewusst Visionen benutzt hat, um Caterinas Handlungen bezüglich Heinrich IV. plausibel zu machen. Also anstatt sie aus politischen Kalkül handeln zu lassen, handelt sie hier stattdessen, weil sie Visionen hat oder Nostradamus ihr irgendwas prophezeit hat. Wobei ich dazu auch anmerken muss, dass einige Visionen völlig überflüssig waren. Überhaupt hatte ich nicht wirklich den Eindruck, dass Caterina wirklich die intelligente und gefürchtete Person ist, die sie eigentlich sein sollte. Dies könnte aber auch am Erzählstil liegen, da es, wie gesagt, an Dialogen mangelt, wo dies besser zum Ausdruck hätte kommen können.
Nachdem ich nun viel kritisiert habe, muss ich auch mal sagen, dass das Buch jetzt nicht so schlecht war. Was das Buch rettet ist die Tatsache, dass ich mich vorher nie wirklich mit Caterina de Medici befasst hatte und ich daher gerne mehr über ihr Leben gelesen habe. Daher weiß ich aber auch nicht, wie ich das Buch bewerten würde, wenn ich schon andere Romane über Caterina gelesen hätte.
Bewertung: 3/5
Goodreads: 3.88
Amazon: 4.4