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Als Fan von griechischer Mythologie sehe ich mir natürlich gerne Filme an, die den Stoff behandeln. Viele davon gibt es (zum Glück?) jedoch nicht. In der Tat lassen sich die Filme, die in den letzen 10 Jahren veröffentlicht wurde, an einer Hand abzählen: Troy (2004), Clash of the Titans (2010) und nun Immortals (2011). Theoretisch könnte man The Lightning Thief dazu zählen, ich tue dies aber nicht, da er nicht auf einer bestimmten Erzählung basiert und noch dazu in der Moderne spielt.

Troy habe ich nicht nur im Kino gesehen, sondern mir auch die DVD dazu gekauft, denn insgesamt finde ich den Film sehr gelungen, auch wenn man natürlich bemängeln könnte, dass er von der Iliad stark abweicht. Stellt man sich aber einmal vor, dass die Iliad ein paar Jahrhunderte nach den Ereignissen des Films aufgeschrieben worden wäre, dann sieht das schon wieder ganz anders aus. Der Film funktioniert eben, weil man auf alles Göttliche bzw. Übernatürliche verzichtet hat.

Clash of the Titans empfand ich als Katastrophe, da ich die Änderungen bezüglich des Mythos nicht nachvollziehen kann. Eigentlich geht der Mythos ja in etwa so: Dem König von Argos wird vorrausgesagt, dass er von seinem Enkelsohn getötet werden würde. Da er nicht ganz herzlos ist, sperrt er seine Tochter nur ein, anstatt sie zu töten, was Zeus natürlich trotzdem nicht davon abhält sie zu schwängern. Anstatt seinen Enkel zu töten, setzt er ihn und seine Mutter in einer Kiste auf dem Meer aus, wo sie natürlich von Poseidon gerettet werden können. Die beiden landen auf Seriphos, wo Perseus aufwächst. Der hiesige König stellt allerdings seiner Mutter nach und verlangt schließlich von Perseus ihm, dass er ihm das Haupt der Medusa bringt. Nachdem er das hat, macht er sich auf den Rückweg, wobei er an Äthiopien vorbei kommt und dort Andromeda sieht, die an einem Felsen gekettet ist und geopfert werden soll, weil ihre Mutter behauptet hat, sie sei schöner als die Töchter Poseidons. Zum Dank für deren Rettung bekommt Perseus sie zur Frau und erhält auch das Königreich. Bevor Perseus heimkehrt, zeugt er noch einen Sohn, auf dessen Abstammung sich später alle Perserkönige berufen. Die Herrschaft von Seriphos übergibt er seinem Ziehvater, dem Bruder des Königs. Danach geht es weiter Richtung Argos, wobei er vorher noch Halt in Latina macht, wo gerade Wettkämofe stattfinden. Hier ist es auch wo sich die Prohezeihung erfüllt, denn Perseus tötet ausversehen seinen Großvater mit einem Diskus. Zuletzt gibt es ein großes Happy End, denn Perseus und Andromeda lebten glücklich bis an ihr Lebensende und haben viele Kinder. U.a. sind sie übrigens auch die Urgroßeltern von Herakles.

Ich habe den Mythos nicht umsonst zusammengefasst, denn dadurch wird auch mal deutlich, dass die Götter sich zwar etwas einmischen, aber letztlich doch nur Randfiguren sind. Außerdem sieht man auch schön, was für einen Mist Hollywood da fabriziert hat. Im Film ist das zentrale Thema die Auflehnung der Menschen gegen die Götter. Da ist sogar von der Belagerung des Olymp die Rede. Für den antiken Griechen wäre solch eine Vorstellung völlig undenkbar. Das wäre in etwa so, wie wenn ein paar Christen den Himmel belagern wollen würden.
Perseus im Film wird schließlich zum Held, allerdings ohne nachvollziehbare Motivation. Er hat nicht den geringsten Bezug zu Argos hier und verspricht trotzdem die Stadt vor dem "Kraken" zu retten. Im Mythos tut er dies quasi zum Schutz seiner Mutter. Von der Verwandlung vom Fischerssohn zum kompetenten Krieger von heute auf morgen will ich gar nicht erst anfangen.
Der Sinn und Zweck von Io im Film ist mir immer noch ein Rätsel. In der Mythologie ist sie eigentlich eine Geliebte von Zeus, die von der eifersüchtigen Hera in eine Kuh verwandelt wird. Und wie bereits erwähnt, kommt Perseus eigentlich mit Andromeda zusammen, die ja auch im Film ist. Warum also eine oberflächliche Romanze zwischen Perseus und Io erschaffen werden musste, kann ich bis heute nicht nachvollziehen.

Letztlich ist der Film eben nichts weiter als ein dummer Actionfilm, mit mehr oder weniger coolen Monstern, die es zu bezwingen gilt. Da spiel ich lieber God of War. Kratos hat wenigstens einen Grund die Götter zu hassen.

So, und jetzt endlich zu Immortals. Nach Clash of the Titans waren meine Erwartungen natürlich entsprechend auf unterestem Niveau. Schon nachdem ich zum ersten Mal die Inhaltsangabe gelesen hatte, war mir klar, dass das kein guter Film werden wird. Und ich hatte Recht. Allerdings ganz so schlimm wie Clash of the Titans war der Film dann doch nicht. Mit dem Theseus-Mythos hatte Immortals natürlich so gut wie gar nichts zu tun. Das einzige was die beiden eigentlich verbindet ist die Tötung des Minotaurus, der im Film allerdings kein Mischwesen ist, sondern ein Mensch mit einem komischen Stierhelm. Die Abweichung finde ich hier verzeihlicher, weil von Anfang an klar ist, dass hier nicht versucht wurde einen Mythos halbherzig zu kopieren, und stattdessen seine eigene Geschichte zu erzählen. So haben sich die Götter das Gesetz auferlegt, sich nicht direkt in die Angelegenheiten der Menschen einzumischen und ihnen damit freien Willen zu gewähren. Unter den Menschen führt dies natürlich zu Zweifeln und der eine oder andere glaubt nicht an deren Existenz. Diese Prämisse finde ich durchaus nicht schlecht, auch wenn sie etwas zu modern gedacht ist. Das Problem ist nur, dass die Handlung etwas bescheuert ist.

Bevor es die Menschen überhaupt gab, bekriegten sich die Unsterblichen. Grund unbekannt. Irgendwann entdeckten sie, dass sie sich gegenseitig töten können. Wie sie das taten, ist ebenfalls unbekannt. Anscheinend haben sie vorher nur ihre Fäuste benutzt, bis irgendwer auf die schlaue Idee gekommen ist, Waffen herzustellen. Eine davon war der Epeiros–Bogen, der allerdings verloren ging. Warum die Götter ihn nicht finden können, sofern sie es nicht können, wird nicht erklärt. Und eigentlich dürfte ich nicht von "Göttern" sprechen, denn im Film wird gesagt, dass die Sieger sich zu Göttern erklärten, während die Besiegten als Titanen erklärt und im Berg Tartarus eingesperrt wurden.

Im Mythos gibt es durchaus einen Kampf zwischen Titanen und den Olympiern, allerdings ging es hier um Usurpation, und nicht wie im Film suggeriert wird um Gut gegen Böse.

Jedenfalls ein paar Jahrtausende (oder wieviel auch immer) später, etwa 1200 v. Chr., will Hyperion diesen Bogen finden, um damit die Titanen zu befreien. Damit will er sich an den Göttern rächen, weil diese nicht seine Frau und Tochter heilten und deswegen starben. Naja, immerhin hat er einen Grund für sein psychopathisches Verhalten? Die Götter wissen von diesen Plänen anscheinend schon länger, da Zeus heimlich bzw. in der Gestalt eines alten Mannes Theseus als Krieger ausbildet. Diese Manipulation der Dinge rechtfertigt er übrigens damit, dass Theseus immer noch selbst entscheidet, was er mit seinen Fähigkeiten anstellt. Diese Erklärung fand ich etwas schwammig. Theseus Mutter wird schließlich von Hyperion getötet, als dieser in deren Dorf einfällt, und nimmt Theseus auch gefangen. Entspricht keineswegs dem Mythos, aber unser Held hat wenigstens einen Grund gegen Hyperion zu kämpfen, im Gegensatz zu Perseus.

Theseus trifft danach auf Phaedra, einem Orakel, hinter dem auch Hyperion her ist, da sie ihm sagen soll wo er den Bogen finden kann. Die beiden fliehen zusammen mit drei weiteren Gefangenen. Theseus findet zufällig den Bogen als er seine Mutter im Tempel beisetzt, der sich in der Nähe des Dorfes, in dem er aufgewachsen ist. Dies lässt vermuten, dass die Götter sehr wohl wussten, wo der Bogen ist, und man fragt sich natürlich warum sie ihn nicht längst zerstört haben. Theseus töten den Minotaurus und schläft zur Belohnung mit Phaedra, die ihre Gabe der Vorsehung nun nicht mehr braucht und daher sich ihm hingeben kann. Die Gruppe begibt sich nun auf die Suche nach Hyperion und verliert dabei auf dem Weg natürlich den Bogen, der von einer Hyäne (!?) zu Hyperion gebracht wird, der gegen Ende des Films natürlich die Titanen befreit. Vorher gibt es aber noch eine Schlachtszene in einem Tunnel, wo ein paar hundert Athener gegen Hyperions riesige Armee kämpft. Durch die Befreiung der Titanen können die Götter sich nun einmischen und fünf Olympianer stellen sich etwa zwei Dutzend Titanen, was für die Olympianer natürlich kein so gutes Ende nimmt und Zeus muss am Ende den Berg zum Einsturz bringen. Derweil kämpfen Hyperion und Theseus gegeneinander. Es dürfte niemanden überraschen, dass Hyperion verliert.

Am Ende sehen wir Pheadra und ihren Sohn, die in Theseus Geburtsdorf leben. Theseus wird anscheinend für seine Taten verehrt, da vor dem Tempel nun einen riesige Statue von ihm steht. Der Sohn hat die Gabe seiner Mutter geerbt und durch seine Augen sehen wir, wie Theseus im Himmel zusammen mit anderen Unsterblichen gegen Titanen kämpft. Zeus, wieder als alter Mann verkleidet, prophezeit ihm, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten wird.

Mir wird gerade klar, dass Theseus eigentlich völlig überflüssig ist, weil der Krieg zwischen den Unsterblichen sowieso nicht verhindert wird.

Wie gesagt, die Abweichung vom Mythos ist hier nicht so schlimm, da sie auch durchaus nachvollziehbar ist, da der Theseus-Mythos nicht so linear verläuft wie der des Perseus. Theseus begeht im Laufe seines Lebens mehrere Heldentaten, während Perseus vergleichsweise nur eine kleine Rundreise übernimmt. Ich hatte daher auch mehr ein Problem mit der Darstellung der Götter. Wir sehen mehrere, aber beim Namen werden nur drei genannt: Zeus, Athena und Poseidon. Die anderen, die wir im Laufe des Films sehen, sollen aber laut Wiki Ares, Apollo und Heracles sein. Mich stört einfach, dass sie nicht alle klare Attribute tragen um sie auseinander zu halten. Und okay, ich hätte auch gern gewusst, ob es noch mehr von ihnen gibt. Und wenn ja, wo waren sie, als die fünf von den Titanen überwältigt worden sind? So etwas stört mich eben. Einerseits soll ich glauben, dass das Ende der Welt hier verhindert werden soll, und dann stellen sich dem gerade mal fünf Götter obwohl es wahrscheinlich locker zehn Mal so viele sein könnten.

Irgendwie fand ich die Beziehung zwischen Zeus und Athena merkwürdig. Es wirkte nicht wirklich wie eine Vater-Tochter Beziehung... Wobei ich es interessant fand, dass alle Götter jung und gutaussehend waren. In der Regel werden sie ja alle viel reifer dargestellt. Ich würde Luke Evans definitiv Liam Neeson vorziehen, lol. Oh, ich sehe gerade er spiele Apollo in Clash. O.o

Lange Rede, kurzer Sinn, Immortals war okay. Aber eben nur okay, obwohl die Geschichte in den richtigen Händen sicher richtig gut hätte sein können. Schade.

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