justamyth: (books & tea)


Paperback, 637 Seiten
2008, Bastei Lübbe
Gelesen: 31.10. - 07.11.2011

Tja, wo soll ich anfangen. Zunächst ist vielleicht einmal festzustellen, dass ich mit diesem Buch schneller fertig wurde als mit Feed oder Old Man's War, obwohl beide Bücher kürzer sind. Und nein, dass dieses hier in meiner Muttersprache ist, hat wenig damit zu tun. Und ich muss hier einen Vergleich ziehen, da die beiden Bücher, die ich zuvor gelesen hatte, sich definitiv auf meine Bewertung auswirken werden.

Das Buch So finster die Nacht war ein Weihnachtsgeschenk im Jahr 2010 gewesen. Ich habe es erst jetzt gelesen, weil ich bereits den Film gesehen hatte und dementsprechend hat es mich wahrscheinlich weniger gereizt das Buch zu lesen, und habe eben derweil andere Bücher gelesen. Auch ein Vergleich mit dem Film wird man machen müssen.

Aber erst einmal zum Buch. Die Handlung ist nicht besonders kompliziert, was hier allerdings nicht so schlimm ist, da die Charaktere im Zentrum der Geschichte stehen. Diese spielt im Jahr 1981 in einem Vorort von Schweden und wird aus der Perspektive verschiedener Charaktere erzählt. Zum einen wäre da der 12-jährige Oskar, dem man wohl auch als den Protagonisten bezeichnen könnte, und der ziemlich einsam ist, da er ein Außenseiter ist, der von dreien seiner Mitspieler schikaniert wird.
Der nächstwichtigeste Charakter ist Eli, ein 200 Jahre alter Vampir, der aber wie ein 12-jähriges Mädchen aussieht. Ende Oktober 1981 zieht dieser zusammen mit Hakan in die gleiche Hochhausreihe, in der auch Oskar wohnt. So lernen sich die beiden schließlich kennen und lieben.
Aber es spielen noch andere Charaktere eine Rolle. Da wäre zum Beispiel der 16-jährige Tommy, Lacke und Virginia, nicht zuletzt aber auch eben Hakan.
In dem Buch geht es eben um die Beziehungen dieser Menschen zu einander oder zu ihren Familien. Nebenbei findet aber auch die Jagd nach einem Mörder statt.

So wie Feed nicht eine Geschichte über Zombies war, war So finster die Nacht auch keine Geschichte über Vampire. Der Vampirismus war vielmehr der Stein um die Geschichte ins Rollen zu bringen, und ein Mittel um der Frage nachzugehen, was ein Monster ist.

So mag Eli auf den ersten Blick wie ein Monster wirken, doch während sich die Geschichte entwickelt, wird klar, so einfach lässt er sich nicht klassifizieren. Natürlich schickt er Hakan in die Nacht hinaus, damit dieser ihm frisches Blut besorgt. Und natürlich ist das, was er Jocke und Virgina antut grausam. Doch Eli ist ja nicht zum Vampir geworden, weil er es wollte. Er hat sich nicht ausgesucht, nur noch vom Blut lebendiger Menschen leben zu können. Auch kann er nichts dafür, dass er andere zum Vampir macht, wenn er diese am Leben lässt, nachdem er sie gebissen hat. Wenn er an etwas schuldig ist, dann daran, dass er sich dafür entschieden hat am Leben zu bleiben, anstatt sich umzubringen. Was vielleicht nobel gewesen wäre, aber welcher 12-jährige ist schon nobel? Ich glaube auch nicht, dass man Eli unbedingt als Monster wahrnehmen soll. Dafür sprechen die letzen paar Seiten, als die Schikane gegen Oskar eskaliert und man ihm ein Auge herausschneiden will, weil er es nicht schafft 5 Minuten unter Wasser zu bleiben. Da das sowieso kein normaler Mensch schafft, ist klar, dass von Anfang beabsichtigt gewesen war, Oskar so etwas anzutun. Hier ist reine Boshaftigkeit das Motiv. Auch ein Vergleich mit Hakan, der, nachdem er zum Vampir geworden ist, jegliche Menschlichkeit verliert, zeigt ganz gut, dass Eli längst nicht so schlimm ist, wie man meinen könnte.
Dennoch ist es etwas schwierig Eli sympathisch zu finden, denn wie gesagt, dass was Hakan für ihn tut, und dass, was er Jocke und Virginia antut, lässt dies nicht zu. Und das finde ich gut so. Denn ein Vampir, der andere umbringt um selbst zu überleben, sollte einfach nicht zu sympathisch sein.

Faszinierend fand ich Hakan. Er ist ein schwuler Pädophiler, aber mißbraucht nie einen Jungen. Wir erfahren, dass er mal Schwedischlehrer war, aber wegen seiner sexuellen Neigungen entlassen wurde. Er verfiel dem Alkohol, bis ihn schließlich Eli, einige Jahre bevor das Buch beginnt, aufgreift und ihn sich zu Nutze macht. Hakan bezeichnet Eli als Geliebten, aber es scheint so, als hätten die beiden niemals tatsächlich sexuellen Kontakt gehabt.
Ich vermute mal, dass Hakan sich selbst als Monster sieht. Und in der Tat werden Pädophile ja so in der Gesellschaft gesehen. So findet er eben in Eli einen Gleichgesinnten, ein anderes Monster. Vielleicht glaubt er aber auch, dass Eli durch sein eigentliches Alter in Wahrheit kein Kind mehr ist, auch wenn er wie eins aussieht.

Weniger begeistert war ich von den restlichen Charakteren. Ich fand Tommy etwas überflüssig. Mir ist seine Funktion in der Geschichte nicht ganz klar. War er am Ende nur in der Geschichte, damit Hakan ein Ende finden konnte?
Auch die Gruppe um Lacke und Virginia schien nur ein Mittel zum Zweck zu sein. Virginia zeigt uns, dass nicht jeder damit Leben kann, ein Vampir zu sein. Und in der Tat erwähnt Eli gegen Ende des Buches, dass es nur wenige Vampire gibt, weil sich viele lieber umbringen. Der Rest der Clique diente vielmehr als sozialer Kommentar über das Schweden der 80er, welches überhaupt nicht besonders gut wegkommt, muss man mal sagen. Überall kaputte Familien und Alkoholiker. Nicht ein Mensch war in diesem Buch glücklich.

Nunja, soweit ich mich erinnere gab es Tommy in der schwedischen Verfilmung auch gar nicht. Dementsprechend hat man ja auch Hakans Ende abgeändert, der anders wie im Buch, nicht wieder als Untoter zurückkehrt. Das wäre auch ziemlich eklig geworden. Ich weiß noch, dass Virgina eine Rolle im Film hatte, aber ich kann mich nicht mehr erinnern wie es bei ihr aus ging. Der Film konzentrierte sich hauptsächlich auf die Beziehung zwischen Oskar und Eli, blieb ihr im Grunde sogar relativ treu. Wer im Film eben leider zu kurz kommt, ist Hakan. Aber ansonsten würde ich fast behaupten, dass der Film sogar etwas besser ist als das Buch.

Denn mal ehrlich, das Buch war etwas lang. Manche Stellen haben sich etwas gezogen, eben besonders die von Tommy oder der Clique um Lacke. Etwas von der Spannung war wegen dem Film auch raus. Trotzdem fand ich das Buch in Großen und Ganzen gut. Jedenfalls wesentlich besser als die beiden vorherigen Bücher, bei denen es hauptsichtlich darum ging die Welt des Buches zu erklären.

Bewertung: 3.5/5

Goodreads: 3.98
Amazon: 4.0
justamyth: (Default)

Paperback, 583 Seiten
2010, Orbit
Gelesen: 06.-17.10.2011


Feed: Vielmehr ein Buch mit Zombies statt einem Buch über Zombies, das von vielen gelobt wurde und von dem ich hohe Erwartungen hatte.

Nachdem ich es nun selbst gelesen habe, kann ich behaupten es ist kein schlechtes Buch, doch wundert mich die große Menge an positiven Bewertungen dann doch etwas. Die Handlung lässt sich schnell zusammenfassen: Im Jahr 2040 begleiten ein paar Blogger einen amerikanischen Senator auf seiner politischen Kampagne und stoßen dabei auf eine Verschwörung, die fatale Folgen hat. Nein, komplexer ist die Handlung wirklich nicht und ohne groß zu übertreiben umfasst sie vermutlich nicht mehr als 100-150 Seiten. Dazu sollte ich vielleicht anmerken, dass bei meiner Ausgabe die Geschichte auf Seite 571 aufhört. Was passiert also auf den anderen 400 Seiten? Hauptsächlich Weltenbau. Was nicht so schlimm wäre, wenn die Autorin nicht ständig ihre eigene Erzählung unterbrechen würde, um dann mitunter eine ausführliche (sprich: Seitenlange) Erklärung zu liefern.

Abgesehen vom Erzählstil, ist die Welt, die Mira Grant geschaffen hat durchaus interessant und mal was anderes. Gut ich muss zugeben, World War Z und The Walking Dead ausgenommen, habe ich keine große Ahnung von Zombieliteratur, aber was zumindest viele Zombiefilme angeht, so dreht sich deren Handlung meist darum, wie es zum Ausbruch kommt, der dann den Großteil der Menschheit dahin rafft, und weniger darum wie die Menschheit überlebt und vorallem in welchem Zustand sie 20 Jahre später weiterlebt. In dieser Hinsicht ist Feed auch empfehlenswert. Aber auch nur in dieser. Denn mal ehrlich, weder Handlung noch Charaktere sind besonders komplex. Okay, vielleicht wird die Handlung noch komplexer, da Feed der erste Teil einer Trilogie ist, aber für die Charaktere habe ich wenig Hoffnung.

Wir hätten da Georgia Mason, die Erzählerin der ersten 500 Seiten von Feed, die ihren Bruder abgöttig liebt und für die Wahrheit alles tun würde. Dann wäre da ihr Bruder Shaun Mason, der seine Schwester ebenfalls abgöttig liebt und ein Adrenalin-Junkie ist. Als nächstes Buffy Meissonier, ein Technik-Genie sowie Poetin. Senator Ryman, der perfekte und völlig unrealistische Politiker. Gouvereur Tate, dem man auf dem ersten Blick anmerkt, dass er der Bösewicht ist. Und schließlich Rick Cousins, dessen Funktion in der Geschichte mir immer noch nicht ganz klar ist und der auf einmal am Ende des Buches ohne Erklärung plötzlich als Vize-Präsident kandidiert. Das wären in etwa die wichtigsten Personen und sie lassen sich tatsächlich so einfach kategorisieren.

Damit mir ein Buch wirklich gefällt, müssen zumindest entweder die Handlung oder die Charaktere stimmen. Wie gesagt, ersteres ist etwas zu kurz geraten. (Wobei ich auch sagen muss, wenn denn endlich mal etwas geschah, ich die Seiten geradezu verschlungen habe.) Dementsprechend hätten mich die Charaktere fesseln müssen, und das tun sie einfach nicht. Das Buch wird in der Ich-Person erzählt, hauptsächlich aus der Sicht von Georgia Mason, und man könnte meinen, als Leser würde man automatisch eine Beziehung zu Georgia aufbauen können. Von wegen. Vielleicht geht es nur mir so, aber das ganze Buch wurde mit einer derartigen Distanz erzählt, dass ich automatisch ebenso von dem Geschehen distanziert war. Weder Buffys noch Georgias Tod hat mich berührt. Was mich berührte, war interessanterweise der Tod von Rebecca, der gerade mal in wenigen Sätzen abgehandelt wurde und bei dem wir noch nicht einmal dabei waren.

Aber vielleicht ist genau das das Problem. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Autorin die Fantasie des Lesers anregen wollte. Sich ständig wiederholende Beschreibungen zeugen davon. Ständig wird wiederholt (und oft immer wieder ausführlich beschrieben), dass man sich immer wieder Bluttests unterziehen muss. Ständig wird wiederholt, dass Georgia eine Augenkrankheit hat. Ständig wird wiederholt, was für ein Technik-Genie Buffy ist. Ständig wird wiederholt, dass die Masons nichts für Georgina und Shaun empfinden. Das heißt, wenn mich eins an dem Buch genervt hat, dann eben diese Wiederholungen. Ich weiß nicht warum die Autorin das gemacht hat. Vielleicht sollte es eine Eigenart Georgias sein. Vielleicht dachte sie auch, ihre Leser sich nicht besonders intelligent. Keine Ahnung, aber es war jedefalls nervig.

Zum Abschluss noch kurz ein Wort zum Ende. Ich fand es geradezu lächerlich. Da steht Shaun mit einer Waffe in der Hand, die auf Tate gerichtet ist. Dieser meint noch so ganz theatralisch, dass man sich an Märtyrer erinnert und rammt sich die Spritze mit dem Virus ins Bein. Alle drum herum reagieren panisch, weil sie denken, jetzt wird er gleich zum Zombie. Ich musste in dem Moment aufhören zu lesen und habe mich ernsthaft gefragt, was zur Hölle ich hier gerade lese. Natürlich wird Tate nicht zum Zombie! Shaun steht da schließlich immer noch mit der Waffe in der Hand, die er auf ihn gerichtet hält. Also ehrlich, die ganze Szene las sich wie ein schlechter Film und ich frage mich echt was sich die Autorin dabei dachte. Und warum sie Emily verschont hat. DAS wäre doch mal ein Ende gewesen!

Fazit: Komplexe Handlung und Charaktere sollte man hier nicht erwarten, aber die Welt, die Grant geschaffen hat, ist durchaus interessant. Ich habe meine Ausgabe bei Amazon für gerade mal 2,27€ (Gebraucht, aber in sehr gutem Zustand und ich brauchte keine Versandkosten bezahlen, also ja, das ist der tatsächliche Preis) gekauft und bin im nachhinein froh nicht mehr ausgegeben zu haben.

Bewertung: 3/5

Goodreads: 4.02
Amazon: 4.3

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