Paperback, 1040 Seiten
2007, Tor
Gelesen: 06.12. - 14.12.2011
Also erst einmal muss ich festhalten, dass ich mit dem Buch die 10.000 Seiten dieses Jahr doch noch geknackt habe. Juhu! Zweitens ist mir aufgefallen, dass die letzten sieben Bücher irgendwie alle so durchschnittlich (und in einem Fall schlecht) waren. Jedenfalls hatte ich bei keinen der sieben den Wunsch, das Buch möge noch nicht aufhören. So ging es mir aber bei House of Chains, wo ich noch locker ein paar hundert Seiten hätte weiter lesen können, und dabei ist das schon über 1000 Seiten fett. (Gut, im Prinzip kann man das ja auch, wenn man die Fortsetzungen liest.) Und eben genau das ist es eben, was ein richtig gutes Buch aus macht. Sicher, wenn ich intensiv darüber nachdenken würde, würden mir bestimmt so einige Makel auffallen, aber fakt ist, es hat insgesamt riesigen Spaß gemacht das Buch zu lesen. Genau das will ich auch von einem Buch.
House of Chains ist der vierte Band in der Malazan-Reihe, aber im Prinzip keine direkte Fortsetzung des vorherigen Buches. Der erste Teil des Buches lässt chronologisch etwa 3 Jahre vor das Ende von Deadhouse Gates setzen, und damit auch ein paar Wochen oder Monate vor Gardens of the Moon. Dieser Teil erzählt die Geschichte von Karsa Orlong, der noch eine wichtige Rolle in den restlichen Bänden spielen wird, wie ich vermute. Wir begleiten hier Karsa auf seiner Reise vom Norden Genabackis bis nach Seven Cities, und ich muss schon sagen, dass ich sehr begeistert davon war wie gewisse Ereignisse hier ein paar Dinge aus Deadhouse Gates erklären. Es hat auch etwas gedauert bis ich geschnallt habe, dass wir Karsa Orlong bereits begegnet sind! Nachdem Karsas Vorgeschichte abgeschlossen ist, geht es sozusagen im Programm weiter, und die Ereignisse von Deadhouse Gates werden fortgesetzt. Heißt das, man könnte Memories of Ice überspringen? Nicht wirklich, denn hier und da werden durchaus Referenzen zu den Geschehnissen in MoI gemacht, die einem vorallem dessen Ende nur verderben würden.
Am besten an diesem Band hat mir die mythologische Erweiterung der Welt gefallen, die immer noch viel Rätsel aufgibt. Hier wird (glaube ich) zum ersten Mal explizit erwähnt, dass die Menschen von den T'lan Imass abstammen sollen, und zwar ausgerechnet von Kilava, der Schwester von Onos T'oolan, die sich ja dem Ritual verweigert hat. Auch wurde hier extrem angedeutet, dass Icariums Mutter wohl eine Thelomen Toblakai war, da gesagt wurde, dass Jhag eine Kreuzung zwischen Jaghut und Toblakai sind. Des Weiteren wurden vier neue Rassen vorgestellt. So begegen wir diesmal lebenden Tiste Edur, aber auch den Tiste Liosan, einer Fokrul Assail und den Eres.
Die Edur und Liosan sehen im Prinzip wie die Andii aus, nur eben mit grauer bzw. weißer Haut, womit alle drei ihre Warren repräsentieren: Dunkelheit, Licht und Schatten. Die Beziehungen dieser Warren untereinander ist auch ein Thema in dem Buch, wobei deren Bedeutung noch vage bleibt. Die Existenz der Fokrul Assail wurde in einem vorherigen Buch bereits angedeutet, wobei dort eher der Anschein erweckt worden ist, dass diese Rasse ausgestorben sei. Das dies nicht der Fall ist, war wenig überraschend, dachte bzw. denkt man ja Ähnliches von den Jaghut.
Das Auftauchen der Eres stimmt mich nachdenklich, und ich frage mich ob dieser eine Parallele zum Homo Erectus sein soll, was allerdings wenig Sinn macht, denn die T'lan Imass sollen ja die Vorfahren der Menschen sein, und somit müssten sie eigentlich eine Parallele zum Homo Erectus sein. Hm, es bleibt abzuwarten ob wir noch mehr darüber erfahren.
Ich muss sagen, insgesamt fand ich das Buch besser als Memories of Ice, obwohl die Handlung hier weniger beeindruckend war. Aber kann man echt erwarten, dass jedes Buch epischer wird als das vorherige? Nein, ich denke das ist unrealistisch, und ich will das eigentlich auch gar nicht, weil es dann irgendwann zu absurd wird. Ich fand das Ende auch nicht wirklich antiklimaktisch, weil ich die 10 Bände als EINE Geschichte ansehe, und auch nicht bezweifle, dass das Ende noch folgenreiche Konsequenzen haben wird sobald Tavore klar wird, was sie da getan hat. Apropos Tavore, ich hätte mir irgendwie gerne mehr Einblick in ihre Gedanken gewünscht, vorallem wie sie auf die verrückte Idee gekommen ist, es wäre okay ihre kleine Schwester in die Gefangenschaft zu schicken. Oder vielmehr wie sie glauben konnte, dass das gut gehen konnte? Einerseits ist das Ganze ja unglaublich tragisch, andererseits hat sie es aber auch verdient.
Was ich zum Schluss noch sagen muss: Ich würde mir wünschen, dass die sexuelle Gewalt zum Zweck der Charakterentwicklung gerade bei den Frauen vermindert wird. Wir hatten hier nämlich schon wieder zwei weibliche Charaktere, die dieser zum Opfer gefallen sind. Wenn ich richtig zähle, sind wir damit bei fünf Frauen (Felisin, Stonny, Minala, Felisin Younger, Scillara) denen derartige Gewalt angetan worden ist, und die sich daraufhin entsprechend entwickelt haben. Naja, ich weiß nicht ob das sein muss.
Bewertung: 5/5
Goodreads: 4.27
Amazon: 4.2